1. Prepaid oder Postpaid – welcher Handytarif ist besser für Kids?
Gerade beim ersten eigenen Smartphone ist vielleicht noch gar nicht klar, welche Handyfunktionen ein Kind am meisten nutzt, sprich, was der Handytarif leisten sollte. Dazu kommt, dass das Tarifangebot mit der wachsenden Zahl an Mobilfunkanbietern immer vielschichtiger geworden ist. Heute sind längst nicht mehr alle Prepaid-Angebote vertragsfrei, und nicht alle Laufzeitverträge sind unflexibel. Für fast jeden Anspruch gibt es eine passende Tarifoption – ganz gleich, ob Ihr Kind sein Handy eher für Chats und soziale Netzwerke nutzt, ob es am liebsten telefoniert oder ob es hauptsächlich spielt und Musik hört. Für viele Erwachsene ist Prepaid vs. Postpaid immer noch eine Grundsatzfrage – für den Handytarif Ihres Kindes sollten Sie aber ruhig einmal alle Optionen in Betracht ziehen.
Nehmen Sie sich die Zeit, um die verschiedenen Tarifangebote mit Ihren und den Handy-Ansprüchen Ihres Kindes zu vergleichen. Denn was ein Handytarif insgesamt leistet und wie viel Sie zahlen, hängt immer von einer Vielzahl verschiedener Faktoren ab.
1.1 Begriffserklärung Prepaid: Nur bereits bezahlte Leistungen werden genutzt
Das Prepaid (engl. für „im Voraus bezahlt“)-Tarifmodell wurde mit der Verbreitung von Handys als Alternative zu den damals noch sehr teuren Handyverträgen populär: Der Nutzer kauft beim gewählten Mobilfunkanbieter ein bestimmtes Guthaben, das automatisch auf seine SIM-Karte gebucht wird. Dieses Guthaben kann er entsprechend den jeweiligen Tarifkonditionen zum Telefonieren, für Textnachrichten oder fürs Internet nutzen. Für Kinder und Jugendliche ist dieses Prinzip ideal, da es vor hohen Telefonrechnungen schützt: Ihr Kind kann immer nur so viele Leistungen nutzen, wie bereits bezahlt wurden.
Auf der anderen Seite erfordert ein Prepaid-Tarif, dass Ihr Kind den Überblick über seine Handynutzung behält – wer innerhalb einer Woche alle Einheiten für den Monat verbraucht hat, kann entweder für ein paar Wochen nicht telefonieren und texten, oder muss neue Einheiten kaufen. Viele neuere Prepaid-Tarife sind allerdings an Telefon- oder Internetflatrates gekoppelt. Prepaid-Tarife haben in der Regel keine langen Vertragslaufzeiten, daher gelten sie als besonders flexibel.
Auch das ist von Vorteil für Kinder und Jugendliche, da sich die Handynutzung mitunter stark verändert – etwa, wenn Kinder in den sozialen Medien aktiv werden oder aber, wenn sie für einen Schüleraustausch ins Ausland gehen.
1.2 Begriffserklärung Postpaid: Leistungen werden im Nachhinein abgerechnet
Postpaid (engl. für „im Nachhinein bezahlt“) entspricht dem Tarif, der seit jeher in der Festnetztelefonie üblich ist: Alle in Anspruch genommenen Dienste werden monatlich im Nachhinein abgerechnet. Einzelabrechnungen nach Telefonminuten oder SMS sind heute größtenteils durch günstige Flatrates ersetzt worden, je nach Tarif in das eigene Netz, ins Festnetz oder in alle Netze. Für die Internetnutzung ist ein monatliches Datenvolumen oder ebenfalls eine Internet-Flat verfügbar – allerdings je nach Anbieter mit unterschiedlichen Internet-Geschwindigkeiten.
Als Handytarif für Kinder sind insbesondere Familientarife interessant, bei denen das Kinderhandy als Zweithandy über den Vertrag der Eltern mitläuft. Diese Familienoptionen sind allerdings nicht in jedem Fall günstiger als ein eigener Vertrag oder ein Prepaid-Tarif – es kommt immer auf das Gesamtpaket von Smartphone, Tarif und Handynutzung an. Postpaid-Tarife sind in der Regel an einen Laufzeitvertrag über 12 oder 24 Monate gebunden.
Fast alle Anbieter bieten ihren Nutzer:innen im Rahmen des Handyvertrags ein neues Smartphone an. Das Handy ist aber nicht kostenlos, sondern wird anteilig über die 24-monatige Laufzeit hinweg abbezahlt – gerade wenn Ihr Kind ein teures Smartphone möchte, fallen hier die monatlichen Kosten sehr hoch aus.
1.3 Worauf sollte ich bei der Tarifauswahl für Kinder also achten?
Bei der Entscheidung zwischen Prepaid-Tarif und Laufzeitvertag geht es nicht nur um die Leistungen und die monatlichen Kosten, sondern auch um die individuellen Umstände: Wie lohnend ein Tarif ist, hängt zum Beispiel immer auch davon ab, ob Ihr Kind ein neues Smartphone braucht oder bereits eines hat. Auch die Reife Ihres Kindes und wie gut es seine Handynutzung einschätzen kann, spielt eine Rolle.
Flatrates: Ganz gleich ob im Rahmen eines Prepaid- oder Postpaid-Tarifs, sie lohnen sich nur bei intensiver Nutzung: Wer nur gelegentlich telefoniert oder hin und wieder mit den Eltern whatsappt, zahlt hier meist drauf.Berücksichtigten Sie auch die verfügbaren Netze: Ein günstiger, aber netzgebundener Tarif wird teuer, wenn Eltern und Freunde größtenteils andere Netze nutzen. Zudem sollten Sie vor der Tarifwahl prüfen, ob der Anbieter Ihrer Wahl an den wichtigsten Orten überhaupt Netz hat. Kostenlose netzinterne Gespräche mit der Familie sind nur dann möglich, wenn das Netz in der Schule, bei der Ausbildungsstelle oder beim besten Freund auch verfügbar ist.Flexibilität ist ein entscheidender Faktor für Kinder: Mit einem Laufzeitvertrag legt man sich auf zwei Jahre fest – bei Jugendlichen kann sich in diesem Zeitraum viel ändern. Wer sich alle Optionen offenhalten möchte, der sollte zunächst zu einem Prepaid-Tarif ohne Mindestlaufzeit greifen – der Wechsel zu einem Laufzeitvertrag oder einem anderen Prepaid-Tarif ist dann jederzeit möglich.
Sie möchten genau wissen, wie viel die verschiedenen Tarifoptionen Sie monatlich kosten? In unserem Ratgeber zur Finanzierung des Kinderhandys finden Sie ein detailliertes Rechenbeispiel, das die verschiedenen Tarifoptionen mit und ohne Handy vergleicht, und viele weitere Tipps, wie Sie beim Kauf des Kinderhandys Geld sparen.
2. Handytarif für Kinder: Gilt mein Tarif auch im Ausland?
Während der ein- bis zweiwöchigen Urlaubsreise kann man sich mit Einschränkungen des Handytarifs meist noch recht gut arrangieren. Aber was, wenn ein Schüleraustausch ansteht, ein Au-Pair-Jahr oder ein Auslandssemester? Bei allen längeren Auslandsaufenthalten – unabhängig davon, ob innerhalb oder außerhalb der EU – ist es ratsam, sich vor Ort eine lokale SIM-Karte und einen günstigen Prepaid-Tarif zu besorgen. Zum einen ist das auf lange Sicht günstiger und praktischer. Zum anderen verstößt das „Dauer-Roaming“ in fremden Netzen gegen die Nutzungsregeln der Mobilfunkanbieter.
Wenn Ihr Kind mit seiner deutschen SIM-Karte über Monate hinweg in einem fremden Netz telefoniert oder surft, kann es vom Netzbetreiber verwarnt werden. Auch ein Kostenaufschlag wird möglicherweise fällig. Daher sollten Sie sich vor einer längeren Reise am besten über lokale Handytarife informieren und Preise für eine SIM-Karte und gegebenenfalls ein günstiges SIM-Lock-freies Handy recherchieren. So kann Ihr Kind sich vor Ort ein Prepaid-Handy kaufen und für die Dauer des Aufenthalts günstig telefonieren.
3. Wichtig bei Schüleraustausch und Au-pair: Dauer-Roaming wird von Anbietern geahndet
Kinder wachsen heute global auf – Auslandsreisen und Kontakte auf der ganzen Welt werden immer selbstverständlicher. Sei es die Klassenfahrt nach Frankreich, das Gastjahr an einer US-Highschool oder ein Au-pair-Jahr, der Familienurlaub oder Freunde im Ausland, mit denen man Kontakt halten möchte – längst wird auch über die Grenzen hinweg telefoniert und getextet. Die gefürchteten Roaming-Gebühren, die früher die Handykosten im Ausland in die Höhe schießen ließen, gibt es mittlerweile zwar kaum noch: Seit dem 15. Juni 2017 gilt ein EU-weites Gesetz, nach dem im EU-Ausland die gleichen Handygebühren gelten müssen wie zuhause. Aber auch wenn die zusätzlichen Gebühren für das Nutzen ausländischer Netze entfallen, sollten Reisende sich ihren Tarif noch einmal genauer anschauen:
Landesüblicher Tarif statt Special-Flat: Flatrates oder spezielle Tarifangebote (Studententarife, Familientarife) gelten im Ausland oft nicht mehr. Meist werden stattdessen die üblichen Tarife des jeweiligen Netzes berechnet.Einschränkung für Viel-Surfer: Für mobiles Internet gelten im Ausland nicht die gleichen Tarife bzw. Flatrates wie in Deutschland. Um Nutzer:innen vor hohen Kosten zu schützen, haben sich Mobilfunkanbieter weltweit auf eine 60-Euro-Grenze für mobiles Surfen geeinigt – aber auch das ist viel Geld für Kinder und Jugendliche. Wer Zusatzkosten vermeiden will, surft im Ausland nur im WLAN des Hotels oder der Gastfamilie oder nutzt kostenlose WLAN-Hotspots.Roaming-Konditionen prüfen! Nicht alle Anbieter haben ihre Dienste nach der Gesetzesänderung von 2017 automatisch umgesetzt. Prüfen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind lieber noch mal die Tarifbedingungen, bevor es ins Ausland geht.Gebühren außerhalb der EU: Außerhalb der EU können nach wie vor hohe Gebühren fällig werden – und zwar nicht nur fürs Telefonieren, sondern auch für angenommene Anrufe aus dem Ausland. Wenn Ihr Kind in Nicht-EU-Ländern unterwegs ist, sollte das Handy lieber ausgeschaltet sein, solange es nicht gebraucht wird.